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               FMT Extra 2008, Artikel Auswiegen von Grossmodellen
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Artikel: Auswiegen von Grossmodellen, FMT Extra 2008

 

Je grösser ein Modell wird, umso schwieriger ist es, den Schwerpunkt korrekt einzustellen. Diese Erfahrung musste ich bei meinem neusten Projekt machen, einer etwas grösseren Robin DR400 im Massstab 3.6:1. Hier eine Lösung aus der Praxis.

 

Grundlagen beim Auswiegen eines Modells

Meistens werden Flugmodelle durch das Unterstützten von Hand, unter dem Flügel, ausgewogen. Es gibt auch Auswiegehilfen zu kaufen. Dabei gilt die Regel, dass sich ein korrekt ausgewogenes Modell leicht nach vorne, in Richtung des Buges, neigt. Bei Verbrennermodellen gilt die Regel, dass mit leerem Kraftstofftank ausgewogen wird (sonst verschiebt sich der Schwerpunkt immer weiter nach hinten, je leerer der Tank wird). Ansonsten gibt es zwischen Segelflug- Elektro- oder Motorflugmodelle keine weiteren Unterschiede. Wenn da nicht die Sache mit der Flügelanordnung wäre.

Es ist nämlich ein grosser Unterschied, ob man ein Hochdeckermodell auswiegen muss oder ein Tiefdeckermodell. Tiefdecker müssen grundsätzlich auf dem Rücken ausgewogen werden! Warum? Das zeigen die Skizzen: Beim Auswiegen eines Flugmodells muss die Auflage, bzw. der Drehpunkt der Auflage, zwingend oberhalb des Massenschwerpunktes des Modells liegen (Abstand „a“). 
Skizze 1: Tiefdeckermodell
Ist das nicht der Fall, wird es unmöglich, den Schwerpunkt korrekt einzustellen. Wenn man versucht ein Tiefdeckermodell, in normaler Lage auszuwiegen, dann kann das nicht gelingen, da es entweder gleich nach vorne, oder nach hinten wegkippen wird, es ist instabil (Skizze 4, Abstand „a2“)
Nur wenn man ein Tiefdeckermodell auf dem Rücken liegend auswiegt, ist es möglich den Schwerpunkt sauber einzustellen (Skizze 5, Abstand „a3“), da der Massenschwerpunkt nun unterhalb der Auflage liegt.

Skizze 2: Hochdeckermodell
Dem einen oder anderen mag aufgefallen sein, dass der Abstand vom Massenschwerpunkt des Modells zur Auflage, in Bezug auf das „Resultat“ des eingestellten Schwerpunktes am Modell, entscheidend ist. Je grösser dieser Abstand ist, um so stabiler „hängt das Modell“ - das heisst bei gleicher Schwerpunktlage nimmt die Neigung des Buges mit grösser werdendem Abstand „a“ ab.
Skizze 3
Man muss also immer beurteilen, ob der Drehpunkt eher nahe am vermuteten Massenschwerpunkt ist, oder doch weiter weg. Wenn man einen kleinen Abstand hat, darf sich die Nase des Modells durchaus etwas mehr abwärts neigen als bei einem ausgeprägten Hochdeckermodell, wie einer Piper Cup, das mit dem Bug wirklich nur leicht nach unten zeigen sollte.
Skizze 4: Tiefdecker instabil
Anfängertaugliche Modelle können Problemlos mit den Fingern abgestützt werden. Bei späteren, spezielleren Modellen kommt einem dann die praktische Erfahrung aus den Anfängen zu gute. Übung macht auch hier den Meister.
Skizze 5: Tiefdecker stabil
Grosse, schwere Modelle

Sobald ein Modell eine gewisse Grösse erreicht und ein Gewicht von mehr als 4 bis 6 Kilogramm aufweisst, kann man es nicht mehr so einfach am Flügel unterstützten. Die Grösse verhindert ein Unterstützen von Hand, und man muss aufpassen, dass der Druck des Auflagepunktes den Flügel nicht eindrückt!
Genau dieses Problem hatte ich bei meinem Neubau, einer gut 14 Kilogramm schweren Robin DR400. Gesucht war eine einfache Vorrichtung, da sie nur ein paar Mal gebraucht wird. Um eine Beschädigung der Flügel zu verhindern (bespannter Holzflügel), musste das Gewicht auf eine genügend grosse Fläche verteilt werden.
Die Lösung waren zwei „Türme“, die ich aus 5 cm dicken Styroporblöcken zusammen klebte. Oben bildet eine 4mm Pappelsperrholzplatte den Abschluss. Quer darüber ist ein gerundetes Plättchen aus 3mm Flugzeugsperrholz aufgeklebt, das den Drehpunkt und damit die Auflage bildet.
Um das Gewicht des Modells gut zu verteilen, schnitt ich dem oberen Flügelprofil entsprechend, Styroporauflagen, bei denen unten ein 8 mm dickes Pappelsperrholzbrett aufgeklebt ist. Stirnseitig habe ich gleich ein Steg stehen lassen mit dem die Teile an der Nasenleiste des Flügels angeschlagen werden können. Diese „Flügel- Auflagen“ wurden beidseits mit Klebestreifen fixiert. Auf der Unterseite ist der geplante Schwerpunkts-Abstand von der Flügelvorderkante her eingezeichnet (plus davor und dahinter zwei weitere Linien zum parallelen Ausrichten). Diese „Flügelauflagen“ wurden mit Klebestreifen, unten am Flügel hängend, fixiert.
Bis zu diesem Zeitpunkt lag das Modell, mit angebauten Flügel, noch auf dem Rücken in seiner Helling (auch aus Styropor). Nun schob ich links und rechts die beiden vorbereiteten „Auflagetürme“ unter die Flügel und hob so das Modell rund 4cm an. Die Auflagekanten schob ich anschliessen auf die angezeichneten Linien für den geplanten Schwerpunkt. Nun noch alles was nicht eingebaut ist, auf das Modell legen und schauen, wohin ich die Akkus schieben muss, damit das Modell in der gewünschten Position zur Ruhe kommt - fertig. 


Das Modell hat sich eingependelt, das Heck kann sich frei bewegen

So konnte ich den Schwerpunkt mit einfachsten Mitteln, ohne Gefahr für das Modell, so genau einstellen, dass nach dem Jungfernflug keine Korrekturen nötig waren.
Dieses Prinzip lässt sich auf praktisch jedes Modell übertragen. Mit dicken Styroporplatten lassen sich die „Auflagetürme“ günstig erstellen und mit analogen Flügelauflagen kann man das Gewicht gut verteilen. Auf diese Weise gelangt man, ohne Risiken für das Modell, zu guten Resultaten.

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Letzte Aktualisierung: 11. Mai 2014        

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