Artikel: Radachsen für Grossmodelle, FMT Extra 2008

Sobald man eine gewisse Grösse und Gewichtsklasse bei Flugmodellen überschreitet, wird jeder einmal feststellen, dass längst nicht alle Radachsen die man kaufen kann, den auftretenden Belastungen standhalten.

Rohstoff Schraubenzieher

Bei kleineren Modellen werden vielfach einfache Schaftschrauben als Radachsen eingesetzt. Sobald man aber in Gewichtsklassen von mehr als, sagen wir mal,  5kg „vorstösst“, kann auch eine M5-Schraube bei einer etwas härteren Landung schnell einmal an Ihr Limit kommen und sich verbiegen, ohne das am Modell weitere Schäden auftreten.

Ich selbst kämpfte des Öfteren mit einer verbogenen 6mm-Achse (senkrechtes Drehgelenk), des lenkbaren Bugfahrwerks meiner 10kg- Schleppmaschine. Hochwertiger (ungehärteter) Stahl, aber auch der bekannte Federstahldraht vom Modellbaufachhändler, war überfordert... Irgendwann kam mir der Gedanke, warum nicht den Schaft eines Schraubenziehers verwenden? Bei diesen Werkzeugen wird in der Regel eine hochwertige Chrom/Vanadium-Legierung verwendet, die biegesteif und trotzdem zäh ist. Ein nie gebrauchter Kreuzschlitz- Schraubenzieher diente mir dann als Materialspender. Mit einer kleinen Trennscheibe, sägte ich ihn in drei entsprechend lange Teilstücke. Die erste neue Achse wurde montiert, und ab diesem Moment hatte ich nie wieder eine verbogene Achse. Die beiden, vorsorglich immer mitgeführten, Ersatzachsen kamen nie zum Einsatz.

Worauf kommt es an?

Das Ausgangsmaterial sind einfache Schraubenzieher wie man sie in Baumärkten erhält. Dabei muss man auf etwas achten: Bei sehr günstigen Angeboten kann es sich durchaus um minderwertige Ware handeln, die sich sogar bei normalem Gebrauch leicht verbiegt.
Die Schäfte von Schraubenziehern weisen in der Regel sehr genaue Dimensionen auf, die man in verschiedensten Durchmesser finden kann (Ø 3, 4, 5, 6, 8 Millimeter...).

Verschiedene Schraubenzieher und einer der nichts taugt

Durch die präzise gefertigten Schäfte hat man eine sehr glatte, verschleissfeste Oberfläche, auf der sich ein Rad, oder eine Welle/Achse leicht drehen kann.  

Eine Säge ist für das Schneiden der bei Schraubendreher eingesetzten Materialien nicht geeignet - wenn doch, taugt das besagte Teil nur für den Schrott. Eine Trennscheibe ist das einzige, was hier wirklich weiter hilft. Entweder eine grosse, oder eine kleine Trennscheibe die dann in einer Minibohrmaschine eingespannt wird.  

Durch das Wegsägen der Kunststoffschäfte, kann die Ausbeute vergrössert werden

Der Einsatz

Ich habe diese Technik bei meinem aktuellen Projekt, einer grossen Robin mit 14 bis 15 Kilogramm Abfluggewicht, eingesetzt. Hier habe ich die Radachsen mit den Schäften von Kreuzschlitz-Schraubenziehern realisiert. Die Zeichnungsskizze zeigt, dass ich die Achse im Fussteil des gefederten Fahrwerks in einer Bohrung mit zwei Madenschrauben festgeklemmt habe. Aber auch die Federachse, und die Fahrwerkslagerung mit 8mm Durchmesser, habe ich aus Schäften von Schraubendziehern gefertigt.

Hier ist aber auch der kleine Nachteil dieser Radachsen zu sehen. Dieses Material ist so zäh, dass es unmöglich ist, ein Gewinde zu schneiden. Mann kann also solche Achsen nicht wie bei kleineren Modellen gewohnt, mittels Muttern an einem Fahrwerksbügel montieren. Aber überall dort, wo man „nur“ eine glatte durchgehende, hochfeste Welle/Achse benötigt, können diese Schäfte ohne Probleme verwendet werden. Selbstverständlich funktioniert das auch bei vielen anderen Problemstellungen.

Fahrwerksunterteil mit 6-mm-Radachse

Auch die Federachsen und die Fahrwerkslagerungen mit 8 mm Durchmesser sind aus Schäften von Schraubenziehern gefertigt.

Konstruktions- Skizze eines kompletten Fahrwerks mit den Schäften von Schraubenziehern
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