Artikel
im FMT EXTRA 2003, RC
Motorflug

Elektro-Starter
mit Getriebe
Zeichnungen
hier zum herunterladen
Das kennt wohl jeder aus der Verbrennerzunft: Das Modell ist
betankt und bereit zum Anlassen. Die Kerze des Motors ist mit dem Kerzenstecker
an das Power Panel angeschlossen, ebenso der Elektrostarter, ein extra starkes
Modell. Starter angesetzt, der Propeller dreht sofort... und bleibt gleich
wieder stehen, weil der Starter nicht über den Kompressionspunkt kommt! Erst
nach dem Zurückdrehen des Motors reicht der Schwung zum sauberen Durchdrehen.
Die Gründe
Diese Situation habe ich schon oft erlebt, auch mit meinem
neuen Starter von Robbe, einem Super Starter 120. Da hat man nun einen großen,
schweren Anlasser und trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Motoren mit hoher
Kompression nicht aus dem Stand durchgedreht werden können. Und das, obwohl sie
nicht ersäuft wurden im Kraftstoff, sondern nur einen sehr gut dichtenden
Kolben haben, was ja erwünscht ist.
Gründe für ein solches Verhalten gibt es einige. Da ist zum einen eine schon
etwas entladene Starterbatterie, das mitgebrachte Elektromodell mit 16 Zellen
ist schon fünfmal geladen worden. Oder die Größe des Akkus in der fertig
gekauften Starterbox ist mit 10-15 Ah recht klein dimensioniert.
Oder es ist liegt am Power Panel. Die meisten rüsten ihren Starter mit
4-mm-Steckern aus und betreiben ihn direkt vom Panel aus (wie auch ich). Auch
wenn die Kontakte für den Starter am Panel selbst zusätzlich direkt mit der
Stromquelle verbunden werden, ist in der Regel ein Leistungsabfall zu
verzeichnen, verglichen mit einem direkt an den Bleiakku angeschlossenem Starter
unter Verwendung der originalen Klemmzangen.
Die elektrischen Verluste durch Kabel, Stecker und Kupplungen wirken wie eine
Leistungsdrossel. Bei schwer gehenden Motoren fließt rasch ein Strom von 50 A
oder mehr. Wie hoch der Blockierstrom sein kann, wage ich gar nicht zu raten.
Bei schwerer Last wird das Kabel zum Anlasser auf jeden Fall sehr schnell
erstaunlich warm!
Was tun?
Die Leerlaufdrehzahl der meisten Starter bewegen sich im
Bereich von 6.000 U/min. Beim Anlassen sinkt die Drehzahl teilweise sehr stark
ab mit gleichzeitig zunehmender Stromaufnahme. Ein Getriebe reduziert natürlich
die Drehzahl, gleichzeitig steigt aber auch das Drehmoment. Bei gleicher Last
wird die Drehzahl also nicht so stark einbrechen wie ohne Getriebe. Da ich auch
kleine Motoren anlassen muss (2,5 cm3), wollte ich die Drehzahl nicht
zu stark senken. Eine Untersetzung von 1,5:1 oder maximal 2:1 erschien mir
optimal.
Die Lagerung der Welle muss mit zwei Kugellagern erfolgen. Bei längerem
Gebrauch oder bei maximaler Last sind die Kräfte beachtlich, die von den Lagern
aufgenommen werden müssen. Insbesondere die Anpresskraft ist nicht gerade klein
für ein solches Rillenkugellager. Um dem Rechnung zu tragen, habe ich vorne ein
Rillenkugellager und hinten ein (teureres) Schulterkugellager vorgesehen.
Das große Problem ist das Gehäuse. Wie soll es aussehen, um es auch mit
einfacheren Mitteln herstellen zu können? Die Lösung ist ein so genanntes
Vierkantrohr. Ein solches Rohrstück lässt sich bei Sanitärbetrieben in der
Regel für wenig Geld beschaffen.
Um dieses Getriebe bauen zu können, braucht es mindestens eine
Handbohrmaschine, Feilen, einen Schraubstock und Zugang zu einer Drehbank, denn
nur damit lassen sich die Zahnräder zentrisch aufbohren und kann die
Antriebswelle hergestellt werden. Wer selbst keine Drehmaschine hat, muss sich
bei einem Freund oder Bekannten weiterhelfen lassen.
Der Aufbau
In einem Sanitärgeschäft wurde ich mit einem 40x40x2-mm-Vierkantrohr
fündig. Damit war auch gleich die Übersetzung von 1,5:1 gegeben bei einem
Zahnradmodul von 1 (ein größeres Zahnrad lässt sich nicht mehr verwenden bei
den gegebenen Zahnrädern).
Nach dem Absägen des benötigten Abschnittes für das Gehäuse (001) habe ich
die Enden sauber überfeilt und entgratet. Dann wurden alle Bohrungen
angerissen, gekörnt und auf einer kleinen Ständerbohrmaschine gebohrt. Die
große Bohrung habe ich entlang des Umfangs mit dicht an dicht gesetzten
4-mm-Bohrungen vorgebohrt, den inneren Teil herausgeschlagen und anschließend
die Bohrung mit einer Rundfeile fertig gestellt. Das geht schneller und
einfacher, als man denkt. Wer einen runden Schleifstein in die Bohrmaschine
einspannt, hat es noch viel einfacher.
Die neue Antriebswelle (007) wird aus einem Stahl gedreht. Die Durchmesser 7 und
8 werden in einer Aufspannung gedreht, um einen optimalen
Rundlauf zueinander zu erhalten. Die exakten Durchmesser richten sich nach den
beiden Kugellagern. Sie sollen sich leicht, aber möglichst spielfrei
aufschieben lassen.

Die Einzelteile
Als nächstes bohrte ich die beiden
Lagerböcke (002) von Conrad Electronic, die ohne Befestigungsbohrungen
geliefert werden. Die Zahnräder, ebenfalls von Conrad, werden auf der
Drehbank aufgebohrt. Die Bohrung für das kleine Zahnrad (004) wird so
knapp wie möglich zur Welle des Starters gefertigt, gerade so groß, dass
es sich leicht aufschieben lässt. Die Verdrehsicherung auf der Motorwelle
des Starters geschieht in der Regel mit einem Stift quer in der Welle. Mit
einer Metallsäge wird ein Schlitz in das kleine Zahnrad gesägt, der so
breit ist, wie der Stift im Durchmesser hat. Nach dem Montieren hat man
eine hoch belastbare Verbindung.
Das große Zahnrad (003) wird auf die jetzt schon bestehende Antriebswelle
(007) aufgepasst. Bevor man mit der Montage beginnt, sollte auf der Welle
noch eine Abflachung für die Fixierung des großen Zahnrades und die
Bohrung für die Verdrehsicherung (005) angebracht werden.
Bevor die Kugellager in die Lagerböcke eingepresst werden muss
man den hinteren Bock auf einer Seite etwas einfeilen. Einer der langen
Zuganker (022) verläuft nämlich sehr nahe am Lagerbock.
Die meisten Starter werden mit zwei sehr langen Schrauben
zusammengehalten. Die Hutmuttern außen halten die äußeren Abdeckungen,
darunter sind die eigentlichen Muttern, die den Starter zusammenhalten, zu
finden.
Entsprechend dem Starter werden die neuen Zuganker (022) aus
M3-Gewindestangen abgelängt. Eine reicht bis nach außen, die zweite ist
40 mm kürzer, weil sie nicht am großen Zahnrad vorbeikommt und im
Gehäuse enden muss. Um hier die Befestigungsmutter anziehen zu können,
wurde ein Fenster im Gehäuse (001) eingearbeitet.

Ein Blick ins Getriebe
Die Kugellager werden vorsichtig in die
Lagerböcke eingepresst. Dabei ist es wichtig, dass die Schläge nur auf
den jeweils äußeren Lagerring erfolgen! Sonst nehmen die Lager Schaden.
Nun wird alles lose zusammengebaut (Kugellager schmieren
nicht vergessen!), aber noch nichts festgezogen. Nach der Kontrolle, ob
die Bohrungen für die beiden Lagerböcke am richtigen Ort sind, nimmt man
das Gehäuse wieder ab und montiert die Lagerböcke. Anschließend muss
sich die eingesetzte Antriebswelle leicht drehen lassen. Bei montiertem
großem Zahnrad wird die Breite für den Distanzring (006) ermittelt und
dieser angefertigt. Jetzt kann die Welle endgültig eingebaut und das
große Zahnrad (003) mit den Madenschrauben fixiert werden. Eine der
Madenschrauben muss dabei auf der eingefeilten Fläche in der Welle
aufliegen!
Anschließend wird das Gehäuse wieder auf den Starter geschoben und
montiert. Bevor nun alles festgezogen wird, ist bei dem einen Zuganker ein
Stützbock (024) unterzulegen, da dieser Zuganker sehr nahe am hinteren
Lagerbock verläuft. Mit dem Stützbock bekommt man eine saubere
Auflagefläche für die Mutter des kürzeren Zugankers.
Nun müssen noch die Zahnräder ausgerichtet werden. Dazu wird ein Stück
ganz normales Papier zwischen die beiden Zahnräder gedreht. So erhält
man ohne weitere Justierung fast automatisch das optimale
Zahnflankenspiel. Wenn das Gehäuse beim Anziehen der beiden
Befestigungsmuttern fest auf das kleine Zahnrad gedrückt wird, hat man
nach dem Herausdrehen des Papiers ein optimales Spiel zwischen den
Zahnrädern. Sollte das doch nicht über den gesamten Umfang beider
Zahnräder der Fall sein, nimmt man dickeres Papier. In jedem Fall muss
immer etwas Spiel vorhanden sein, es darf nie klemmen!
Nun wird nur noch der Anlasskonus (010) des
Starters mit einem Stift (005) auf der Antriebswelle montiert und das
Getriebe gut geschmiert. Die offenen Enden des Getriebes habe ich mit
schwarzem Isolierband verschlossen und auch den gesamten Außenbereich
damit überzogen. Das ergibt einen einfachen Korrosionsschutz und das
Getriebe ist gut geschützt. Trotzdem lässt sich mit einfachsten Mitteln
ein Zugang ins Innere schaffen, sollte doch mal etwas nicht in Ordnung
sein.
Der Einsatz
Wenn man diesen Getriebestarter zum ersten
Mal in den Händen hält, um einen Motor zu starten, ist es etwas
ungewohnt, weil die Antriebswelle nicht mehr in der Verlängerung des
Gehäuses liegt. Aber schon bald gewöhnt man sich daran und man arbeitet
wie mit dem alten Modell.
Als Erstes fällt natürlich das stark angestiegene Drehmoment auf. In
meinem Fall dreht eher der Anlasser auf dem Spinner des Motors durch, als
dass der Starter abgewürgt wird! Der gewünschte Effekt ist also erreicht
worden. Man muss jetzt aber noch mehr aufpassen bei kleinen Motoren, damit
diese nicht einfach durchgewürgt werden, wenn sie ersäuft wurden, sonst
verbiegt man mit Sicherheit das Pleuel des Motors (oder Schlimmeres...).

Der Getriebestarter im Einsatz (Twin
Comander)
Die Stromaufnahme ist beim Anlassen von
normalen Motoren bis etwa 7,5 cm3 kaum gesunken, wie Messungen
zeigten. So wurden beim Durchdrehen ohne Getriebe bei einem 7,5er Irvine
Zweitakter 25 Ampere konsumiert. Mit Getriebe sind es nur unwesentlich
weniger. Der Leerlaufstrom ist von 3,7-3,8 Ampere auf fast 5,9 Ampere
angestiegen.
Nun ist es aber so, dass auch bei einem größeren Motor, zum Beispiel bei
einem 15er OS Surpass, der Strom mit rund 28 A nur unwesentlich höher
liegt. Die Drehzahl beim Starten dürfte, nach dem Gehör beurteilt, fast
gleich sein.
Früher hatte ich immer wieder Tiefspannungsanzeigen an meinem
Schnellladegerät (hängt am gleichen Bleiakku), wenn ich gegen Abend
eines langen Tages einen Motor anlassen wollte. Wenn er schwer
durchzudrehen war, ertönte ein unschönes Piep, Piep, Piep, Piep vom
Ladegerät her, und wenn ich nicht schnell aufhörte, wechselte mein
Ladegerät in einen permanenten „Sperrmodus" mit Fehlercodeanzeige.
Diesen Effekt hatte ich seit dem Einsetzen des Starters mit Getriebes nie
mehr, was ich sehr genieße.
Auch das Anlassen von kleinen Motoren ist mit einer Untersetzung von 1,5:1
problemlos möglich. Meine beiden 2,5er Magnum, die auf einer
Dreimotorigen (Prometheus)
montiert sind, lassen sich ohne Probleme starten.
Gut und günstig
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass
ein Getriebe das Einsatzspektrum eines großen Starters erheblich
erweitert. Das Durchdrehen eines großen 70er Boxers ist jetzt kein
Problem mehr, was im Direktantrieb nur mit vollem Autoakku und
Startunterstützung von Hand knapp möglich war.
Die Starterbatterie wird geschont, da ein Blockieren mit den daraus
folgenden hohen Strömen kaum mehr möglich ist (bei einem großen
Starter). Ein gleichzeitig angeschlossenes Ladegerät wird nicht laufend
mit Unterspannungen konfrontiert, wenn ein größerer Motor angelassen
werden soll.

Etwas länger als zuvor
Je nach handwerklichem Geschick und
Ausrüstung der Werkstatt lassen sich die Kosten auf das Anschaffen der
Zahnräder und Lager beschränken. Wenn man zusätzlich noch die
Lagerböcke beschaffen muss, belaufen sich die Kosten auf etwa 30 Euro.
Die Zeichnungen beziehen sich auf den Super Starter 120 von Robbe, die
Konstruktion lässt sich aber auch auf andere Typen übertragen. Wenn ein
größeres Vierkantrohr genommen wird, ist auch eine Untersetzung von 2:1
möglich. Die Verwendung von Zahnräder mit einem kleineren Modul, zum
Beispiel 0,5, erscheint mir nicht zweckmäßig. Solche Zahnräder wären
aber kleiner bei gleicher Zähnezahl im Vergleich zu den von mir
verwendeten.
Wenn ein kleinerer Anlasser umgerüstet wird, erweitert sich das
Einsatzspektrum natürlich ebenfalls. Nachteilig ist eigentlich nur, dass
ein solches Getriebe den Starter insgesamt deutlich verlängert.
Mit den Zeichnungen sollte es jedem Interessierten gelingen, seinen
Starter ebenfalls mit einem soliden Getriebe zu versehen. Ein Anpassen der
Konstruktion an andere Startermodelle sollte kein Problem sein. Das
Verschließen des Gehäuses kann auch anders erfolgen, beispielsweise mit
einem eingepassten Blech oder Kunststoffstopfen. Die von mir praktizierte
Methode mit Isolierband funktioniert aber auch einwandfrei (inzwischen
wurden Abdeckungen aus Blech angefertigt).
Stückliste
Getriebe zu Elektro- Starter
|
POS |
Anz. |
Bezeichnung |
Dimension |
Material/Qualität |
Bezug
bei: |
Artikel
Nr. |
Bemerkung |
001 |
1 |
Gehäuse
(4-kant- Rohr |
40x40x85 |
Stahl |
z.B.
Sanitär |
|
|
002 |
2 |
Lagerbock |
30x30x9 |
Aluminium |
Conrad
Elektronik |
21
60 38-66 |
|
003 |
1 |
Zahnrad,
Modul 1 |
Z=
30 |
Stahl |
Conrad
Elektronik |
23
17 89-88 |
|
004 |
1 |
Zahnrad,
Modul 1 |
Z=20 |
Stahl |
Conrad
Elektronik |
23
17 70-88 |
|
005 |
1 |
Verdrehsicherung |
D2x12 |
Stahldraht |
Modellbaugeschäft |
|
|
006 |
1 |
Distanzring |
D18/8x7 |
Stahl
oder Alu |
Eigenfertigung |
|
kann
auch aus Kunststoff sein |
007 |
1 |
Antriebswelle |
D8x72.5 |
Stahl |
Eigenfertigung |
|
|
008 |
1 |
Schulterkugellager |
D22/7x9 |
Stahl |
FAG,
SKF, usw. |
|
Opt.
auch ein Rillenkugellager |
009 |
1 |
Rillenkugellager |
D22/8x9 |
Stahl |
FAG,
SKF, usw. |
|
2
Stück wenn kein Schulterkugl. |
010 |
1 |
Anlasskonus |
|
Alu
mit Kunstst. |
Starter-
Bestandteil |
|
|
011 |
1 |
Sechskanntmutter |
M6 |
Stahl |
Baumarkt |
DIN
934 |
|
012 |
4 |
Zylinderschraube
mit Schlitz |
M3x15 |
4.8 |
Baumarkt |
DIN
84 A |
|
013 |
4 |
Federscheibe |
M3 |
Federstahl |
Baumarkt |
Din
137 Form B |
|
014 |
4 |
Sechskanntmutter |
M3 |
Stahl |
Baumarkt |
DIN
934 |
|
015 |
1 |
Sechskannt-
Stopmutter |
M6 |
Stahl/Kunststoff |
Baumarkt |
DIN
6924 |
|
016 |
1 |
Federscheibe |
M6 |
Federstahl |
Baumarkt |
Din
137 Form B |
|
017 |
2 |
Sechskanntmutter |
M4 |
Stahl |
Baumarkt |
DIN
934 |
|
018 |
1 |
Federscheibe |
M4 |
Federstahl |
Baumarkt |
DIN
137 Form B |
Nur
bei äusserem Zuganker 019 |
019 |
4 |
Senkschraube
mit Schlitz |
M3x15 |
Stahl |
Baumarkt |
DIN
963 |
|
020 |
4 |
Sechskannt-
Stopmutter |
M3 |
Stahl/Kunststoff |
Baumarkt |
DIN
6924 |
|
021 |
4 |
Federscheibe |
M3 |
Federstahl |
Baumarkt |
DIN
137 Form B |
|
022 |
1 |
Zuganker |
M4x163 |
Stahl |
Baumarkt |
Gewindestange |
|
023 |
1 |
Zuganker |
M4x203 |
Stahl |
Baumarkt |
Gewindestange |
|
024 |
1 |
Stützbock |
19x9x5 |
Stahl
oder Alu |
Eigenfertigung |
|
|


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